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Editorial

«Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, dass selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiss seyn darf.» Arthur Schopenhauer Unser Erscheinungsrhythmus erlaubt uns, Themenkomplexe und Schwerpunkte über viele Monate hinweg zu konzipieren, zu recherchieren und umzusetzen. […]

«Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, dass selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiss seyn darf.» Arthur Schopenhauer

Unser Erscheinungsrhythmus erlaubt uns, Themenkomplexe und Schwerpunkte über viele Monate hinweg zu konzipieren, zu recherchieren und umzusetzen. Unsere Autorinnen und Autoren schätzen die langen Vorlaufzeiten, und wir auch: denn ansprechende Heft- und Argumentations­strukturen fallen nicht einfach vom Himmel. Sie setzen Zeit, aber vor allem auch Entdeckerlust, Interesse und genaue Planung voraus. Wer als Redaktor neugierig die Redaktion verlässt, stolpert dort draussen über mehr Wahrheiten, als ihm lieb sein kann. Wer hingegen stets weiss, was er am Ende publizieren wird, noch bevor er einen Finger gerührt hat, ist nicht Journalist, sondern PR-Heini.

Für mich ist deshalb nachvollziehbar, dass diejenigen Bezahlmedien, die zuallererst «Wahrheiten» für ihre In-Groups verkünden, aktuell viele Abonnenten verlieren – dabei sah es noch vor Monaten so aus, als sei «Contrarianism» eine valable publizistische Strategie. Doch egal, aus welchem politischen Lager sie kommen: die «Contrarians» unterschätzen die intellektuellen Kapazitäten und Bedürfnisse ihrer Leserinnen und Leser. Wie berechenbar! Wie langweilig! Wie einförmig! Der Grund, warum ich vor acht Jahren zu dieser Redaktion stiess, war, dass sie auch in finanziell prekären Zeiten nicht in den Chor der publizistischen Vereinfacher einstimmte, sondern aus dem Wissen und der Neugier ihrer Autoren und Förderer intellektuelles Kapital zu schlagen suchte.

2021 wird diese Zeitschrift, die stets auch darauf achtete, den liberal-bildungsbürgerlichen Kompass nicht zu verlieren, ihr 100jähriges Bestehen und damit eine der grössten Erfolgs­geschichten liberalen Denkens und Publizierens in der Schweiz feiern. Engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die zu Beginn «nur» ein kleines Magazin abonnierten, weiterempfahlen und mit­finanzierten, ist es zu verdanken, dass sich rund um den MONAT über die Jahre und Jahrzehnte eine vitale, sich aktuell auch verjüngende Community gebildet hat, der etwas an der gepflegten, intellektuell redlichen Auseinandersetzung liegt.

Die vorliegende Ausgabe des MONATS illustriert, welche Früchte diese langfristige Partnerschaft zwischen Autoren, Journalisten und zahlendem Publikum trägt: sie macht uns weniger anfällig für Trends und Krisen, was uns ermutigt, auch Themen anzupacken, die heute vielleicht noch schwer zu fassen sind, aber in der Zukunft ganz handfest und entscheidend sein werden. Während in anderen Redaktionen heute gestandene Journalisten Grill-Beilagen produzieren müssen, um Gartencenter dazu zu bringen, Inserate zu schalten, realisieren wir mit ca. 400 Stellenprozenten zwei weitere, lang geplante und inhaltlich reiche Schwerpunkte zu den Themen Wahrheit (denn: ohne Idee von Wahrheit auch keine Idee von Fake News, Verschwörungstheorien und Fälschungen) und Kryptowährungen (denn: hier liegt eine Zukunft – nicht nur – des Schweizer Finanzplatzes). 

Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre!


Michael Wiederstein
Chefredaktor


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