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Andrea Franc, zvg.

Rechnen für den Weltfrieden

Arbeitslose junge Männer sind eine politische Zeitbombe.

 

Arbeitslose junge Männer sind eine politische Zeitbombe: Die Ritter der mittelalterlichen Kreuzzüge waren die Zweitgeborenen, junge Adlige ohne Aufgabe. Die Rädchen in der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie waren die Opfer der Massenarbeitslosigkeit der 1920er und ’30er Jahre. Die Rekruten in Bürgerkriegen oder Coup d’Etat in Drittweltländern sind junge Arbeitslose ohne Perspektive. Dasselbe gilt für jugendliche Gewalttäter aus europäischen Vor- und Innenstädten, die in aller Munde sind.

Die nun wieder herumgereichten Erkenntnisse zur Perspektivlosigkeit sind dabei alles andere als neu: Schon frühe wirtschaftsethische Texte aus den 1960er Jahren hören sich geradezu apokalyptisch an. Die vom Zürcher Wirtschaftsethiker Arthur Rich mitverfasste «Studie zuhanden des Ökumenischen Rats der Kirchen» warnte etwa 1965: «Millionen junger Arbeitsloser [in den Entwicklungsländern] sind bereit, sich fanatischen Ideologien, die nach Gewalt rufen, hinzugeben.» Rich, Professor für Theologie, gründete 1964 an der Universität Zürich das Institut für Sozialethik. Nach dem Holocaust erkannten Theologen wie er die Grenzen ihrer Wissenschaft und wandten sich an Ökonomen, mit denen sie gemeinsam einem erneuten Aufflammen von Fanatismus entgegenwirken wollten. Denn: wo andere verzweifeln, fokussieren Ökonomen – trocken und emotionslos – auf die Arbeit.

Heute verfügen wir deshalb über fein ausgearbeitete ökonometrische Modelle, die den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und verschiedensten Arten von Gewalt aufzeigen. Sie mögen auf den ersten Blick an emotionsloser Trockenheit kaum zu überbieten, ja ein Grund zur Klage über die Mathematisierung der Wirtschaftswissenschaften sein – aus wirtschaftsethischer Sicht aber sind sie hochrelevant. Denn sie enthalten zwischen all ihren Zahlen auch einen Schlüssel zur fortschreitenden Befriedung der Menschheit.

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