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«Populismus»

Der neue Feind, wie er im stattgehabten Europawahlkampf durch die Gassen getrieben wurde, heisst «Rechtspopulismus». Populismus leitet sich, wir ahnten es schon, von «populus» ab, also Volk, was schlimm genug ist, und meint landläufig: verantwortungslose Demagogen reden dummen Lümmeln nach dem Munde und machen ihnen zugunsten gegenwärtiger Vorteile Versprechungen, die für die Zukunft des Gemeinwesens […]

«Populismus»

Der neue Feind, wie er im stattgehabten Europawahlkampf durch die Gassen getrieben wurde, heisst «Rechtspopulismus». Populismus leitet sich, wir ahnten es schon, von «populus» ab, also Volk, was schlimm genug ist, und meint landläufig: verantwortungslose Demagogen reden dummen Lümmeln nach dem Munde und machen ihnen zugunsten gegenwärtiger Vorteile Versprechungen, die für die Zukunft des Gemeinwesens schädlich sind. Dieser Definition zufolge handelt es sich also bei Parteien und Politikern, die soziale Wohltaten auf Pump verteilen oder «Rettungsschirme» finanzieren und andere ungedeckte Wechsel auf die Zukunft ausstellen, ohne an die zu denken, die dann irgendwann den Schlamassel bezahlen müssen, um populistische Rattenfänger. Das trifft die meisten der grossen europäischen «Volks»-Parteien, ob eher links oder eher konservativ, die ihre Klientelpolitik im schicken Outfit «Gerechtigkeit» tarnen. Wer seine Wahlgeschenke unter diesem Etikett verkauft, lenkt davon ab, dass es sich um nichts als Wählerbestechung handelt, die man zutreffend «Linkspopulismus» nennen müsste.

Den aber gibt es nicht, es gibt nur «Rechtspopulismus», was allein durch die erste Silbe den sozialen Tod verheissen soll. Man kann sich also ausrechnen, wie viel Selbstüberwindung es manch einen kosten mag, sich einer Sache zuzuwenden, die das Stigma
«rechtspopulistisch» trägt. Etwa der «Alternative für Deutschland», einer noch recht jungen Partei, die, man erinnert sich, entstanden ist, weil alle anderen Parteien jegliche Kritik am Euro und der «populären» Euro-Rettungspolitik zum Tabu erklärt haben. Was immer die AfD sonst noch sein mag – ihre Existenz ist ein Akt politischer Hygiene, die Stigmatisierung ihrer Wähler als rechter Pöbel selbst in Wahlkampfzeiten unwürdig. So betrachtet, sind die ärgsten Populisten jene «Volksparteien», die grosse Mehrheiten brauchen, also viele Wähler, bei denen sie sich populär machen müssen. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen schmeissen.

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